Bewitterung
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Unter Bewitterung wird im Allgemeinen die Einwirkung von Strahlung, Temperatur und Feuchtigkeit/Wasser verstanden. Es wird zwischen einer natürlichen Bewitterung (Freibewitterung) und einer künstlichen Bewitterung (Laborbewitterung) unterschieden.
Natürliche Bewitterung
Die natürliche Bewitterung stellt die realistischste Prüfung der Materialeigenschaften dar, ist aber vom Aufstellungsort und vor allem von saisonalen Variationen abhängig (das Wetter ist nicht jedes Jahr gleich). Typische Auslagerungsorte mit stärkerer Beanspruchung durch Extremklima befinden sich beispielsweise in Florida und Arizona. Bei einer Freibewitterung werden lokale Einflussfaktoren, wie eventuelle Luftschadstoffe durch Industrie oder Verkehr, sowie atmosphärische Bestandteile, wie Salze in Meeresnähe, mit berücksichtigt. Auch außergewöhnliche Wetterbedingungen, wie Starkwind oder Hagel, gehen in die Freibewitterung mit ein.
Künstliche Bewitterung
Die künstliche Bewitterung erfolgt in speziellen Prüfkammern unter definierten und reproduzierbaren Bedingungen im Labor. Strahlungsleistung, Temperatur und Feuchte sind denjenigen Orten auf der Erde nachempfunden, die während der Lagerung simuliert werden sollen. Häufig werden dazu extreme klimatische Bedingungen mit hoher Sonneneinstrahlung gewählt, wie sie in Florida (hohe Feuchte und Temperatur) oder der Kalahari bzw. in Arizona (trockenes Wüstenklima) vorherrschen. Im Vergleich zur Freibewitterung können Zeiten geringerer Strahlungsbelastung in der Nacht weggelassen werden, wodurch eine künstliche Bewitterung in deutlich kürzer Zeit erfolgt (Zeitraffer). Allerdings ist es je nach Bewitterungsprogramm auch möglich, gezielt Dunkelzeiten oder Sprühregen vorzusehen.
Beim Analytik Service Obernburg werden mehrere Bewitterungsgeräte mit Xenonbogenlampen (Xenotestgeräte) eingesetzt. Diese emittieren das vollständige Sonnenspektrum vom kurzwelligen UV- bis zum langwelligen IR-Bereich. Die Lampe befindet sich senkrecht in der Mitte des Geräts, während die ebenfalls senkrecht orientierten Proben in speziellen Halterungen um die Lampe rotieren. Nach vom Kunden vorgegebenen Bewitterungs-Zyklen werden Temperatur und Feuchtigkeit angepasst bzw. die Probenoberfläche mit Wasser besprüht. Die allgemeine Vorgehensweise der Bewitterung ist in der Norm ISO 4892-2 (Kunststoffe – Künstliches Bestrahlen oder Bewittern in Geräten – Teil 2: Xenonbogenlampen) beschrieben. Die Bedingungen und Dauer der Bewitterungs-Zyklen, sowie die Anzahl der Wiederholungen werden im Automobilbereich in den einzelnen OEM-Normen festgelegt und orientieren sich an besonders kritischen Parametern für das zu testende Material / die Lackierung.
Bauteilbewertung nach Bewitterung
Die Bewertung eines Bauteils nach Bewitterung erfolgt zunächst im Rahmen einer visuellen Beurteilung bzgl. Verfärbungen, Blasenbildung, Rissen oder anderen optischen Veränderungen. Zusätzlich kann die Haftfestigkeit einer Beschichtung oder eines Lackes über Gitterschnitttests überprüft werden. Mechanische Tests vor und nach Bewitterung geben Hinweise auf einen Materialabbau.
Schadensbilder nach Bewitterung
Ein häufiges Schadensbild nach einer Bewitterung ist ein Ausbleichen von Farbpigmenten oder ein Vergilben des Bauteils. Es kann aber auch zu einem Materialabbau kommen, wodurch Mikrorisse in der Oberfläche entstehen oder die Festigkeit des Grundmaterials deutlich reduziert wird (Versprödung). Bei ungeeigneten Lacken kann die Bindemittelmatrix zerstört werden, wodurch Füllstoffe des Lacks an die Oberfläche gelangen. Ergebnis ist eine verstärkte Lichtstreuung und damit ein helleres Erscheinungsbild. Dieser als Kreidung bezeichnete Effekt kann durch Abwischen der Oberfläche reduziert werden. Unsere Schadensanalytik kann Ihnen bei auftretenden Schadensfällen weiterhelfen.